Die Bedutung des Krampus

Der teuflische Begleiter des gütigen Bischofs Nikolaus

Er erschreckt und fasziniert zugleich, gehört dabei aber ebenso zu den katholisch-heidnischen Brächen wie der Osterhase oder das Christkind: der Krampus oder Kramperl, wie diese furchterregende Figur in Süddeutschland und Österreich genannt wird.

Der wilde und böse Krampus dient schätzungsweise seit dem 15. Jahrhundert als kongenialer Begleiter des gütigen Bischofs Nikolaus. Doch während „Nikolo“ als Vertreter des Guten alljährlich am 6. Dezember die braven Kinder mit Süßigkeiten und Geschenken belohnt, so wartet der Krampus als Abgesandter des Bösen nur darauf, „schlechten“ Zeitgenossen oder „ungezogenen“ Kindern Angst einzujagen. Dabei tritt er keineswegs Menschen verachtend auf: Der Krampus befolgt einen strengen Ehrenkodex – er ist nur zu jenen böse, die ebenfalls böse sind. Und er darf nur so lange Schrecken verbreiten, bis der Bischof Nikolaus ihm Einhalt gebietet – das Gute ist dieser edlen Abart des Teufels gegenüber also „weisungsbefugt“. Trotzdem strahlt dieser diabolische Begleiter eine enorme Faszination aus.

Die grundsätzliche Rolle des Krampus entspricht in etwa jener des „Knecht Ruprecht“, der den Nikolaus am 6. Dezember in Mittel- und Norddeutschland zu den Hausbesuchen bei den Familien begleitet und dort Rute schwingend „unartigen“ Kindern mit Strafe droht. Während dieser jedoch keine kulturell besonders ausgeprägte Eigenrolle übernommen hat, kann der Krampus auf eine reiche Tradition zurückblicken, die heute dank des Engagements einer steigenden Anzahl von Brauchtumsgruppen wie die Münchener „Sparifankerl-Pass“ (Pass = Gruppe) wieder auflebt. Zu den markanten Merkmalen des Krampus – wie er aus historischen Abbildungen bekannt ist – gehören zumeist Hörner und ein dichtes Pelzmantel-Fell, ein zotteliger Schwanz, lange Krallen an den Händen, ein Pferdefuß, spitze Ohren und – besonders wichtig für die historisch gewachsene erotische Komponente – eine lange rote Zunge. Nicht selten schlägt er mit Ketten oder trägt einen Korb auf dem Rücken, um die Ungehorsamen einsacken zu können. Als „Waffe“ dient ihm zumeist eine Rute.

Auch wenn seine „große“ Stunde am 6. Dezember schlägt: Aktiv wird der Krampus heute zumeist schon bis zu drei Tage zuvor – der Grund, warum in manchen Gegenden der 5. Dezember auch „Krampustag“ genannt wird. Dann laufen junge Männer in wilden Fellkostümen und mit gruselig anzuschauenden „Larven“ – kunstvoll aus Linden-, Zirben- oder Erlenholz geschnitzten Masken, die bis zu zehn Kilogramm wiegen – durch die Straßen, verursachen mit Glocken auf dem Rücken und allerlei Gebrüll ein heidnisches Spektakel. Machten sich die Krampusse in früheren Jahrhunderten eine Freude daraus, unerkannt allerhand Volk und vor allem andere junge Männer zu verprügeln, so geht es heute bei den wieder sehr beliebten Krampusläufen deutlich zivilisierter, aber trotzdem noch immer rau zu. Speziell die aus Osttirol bekannten „Klaubauf“ (von Aufklauben) verlegen sich darauf, Passanten und Zuschauer zu Boden zu werfen, bevor sie sie wieder auf die Füße stellen.

Allen gemein ist die Tradition des „Stampern“: Jungen Mädchen nachzusetzen, um sie mit den Ruten mehr oder weniger zärtlich zu schlagen – hier kommt erneut der erotische Aspekt ins Spiel. Die Betroffenen kreischen und schreien zwar ob dieser Behandlung durch die sich wild gebärdenden Krampusse, fordern deren „Attacke“ durch neckisches Verhalten jedoch geradezu heraus. Am 6. Dezember treten die teuflischen Unholde dann gemeinsam mit St. Nikolaus auf, bevor der Brauch pünktlich um Mitternacht endet.